Rezension - "Der erste Horizont meines Lebens" von Liliana Corobca
- Steve Oh
- 9. Mai
- 1 Min. Lesezeit

"Der erste Horizont meines Lebens" (2013)
Liliana Corobca
Deutsche Ausgabe (2015)
Paul Zsolnay Verlag
192 Seiten
Die 10. Station auf meiner literarischen Weltreise führt mich nach Moldawien.
Der Roman von Liliana Corobca ist aus der Sicht eines 12-jährigen Mädchens geschrieben, die zusammen mit ihren beiden jüngeren Brüdern im Heimatdorf zurückbleibt, während die Eltern in fremden Landen Geld verdienen.
Das Buch ist sehr szenenhaft geschrieben und die Erzählerin schildert den Dorfalltag aus den Augen des Mädchens, wie sie sich um ihre Geschwister und die Hausarbeit kümmern muss. Zunächst sehr fesselnd, fragt man sich allerdings nach etwa 50 Seiten bereits, wo die Handlung bleibt, da ein roter Faden etwa fehlt. Also begnügt man sich damit, das Buch als Charakterstudie oder einfach als Zustandsbericht zu lesen, ohne einen Spannungsbogen zu erwarten. Das funktioniert auch ganz passable, bis nach etwa 2/3 des Buches plötzlich der Erzählfokus ganz anders wird.
Plötzlich verfällt die Erzählerin in ausschweifende Monolog über Aberglaube, Magisches bis hin zu philosophischen Fragestellungen, die so gar nicht zum vorher beschriebenen tristen Dorfalltag und zur Welt eines heranwachsenden Mädchens passen. Auch die abschließende Erklärung des Titels fühlt sich nicht ganz rund an und hätte meiner Meinung nach viel früher, wenn nicht sogar direkt zu Beginn des Buches, angeschnitten werden müssen. So hätte man am Ende wieder einen schönen Bogen zurück zum Anfang beschreiben können und doch noch so etwas wie einen Spannungsbogen gehabt.
Mit 192 Seiten, die großzügig bedruckt sind, ist der Roman allerdings schnell gelesen.
Auf geht's ins Nachbarland!




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