Rezension - "Oberchaoten" von Wang Shuo
- Steve Oh
- 22. März
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Apr.

"Oberchaoten" (1987 & 1989)
Wang Shuo
Deutsche Ausgabe (2001)
Diogenes Verlag AG Zürich
288 Seiten
Auf dieses Buch bin ich im Anhang der Diogenes-Ausgabe von Amélie Nothombs "Der Professor" gestoßen und beim googlen hieß es, Wang Shuo sei einer der bekanntesten Schriftsteller Chinas. Als ich meine Frau darauf ansprach, sagte sie: "Ach ja, der!", also scheint das ja irgendwo zu stimmen.
Zusammen mit einer Ausgabe von "Herzklopfen heißt das Spiel" habe ich es dann direkt gebraucht gekauft und was soll ich sagen, die Übersetzung trifft mit ihrer Sprache direkt ins Schwarze. Als jemand, der selbst einige Zeit in China gelebt hat, musst ich an so mancher Stelle schmunzeln, weil ich die Charaktere und wie sie sich verhalten und sprechen sofort lebhaft vor Augen hatte. Ich habe genügend Vertreter dieser vermeidlich "kleinen Leute" selbst kennengelernt. Nur an ganz wenigen Stellen sind mir Übersetzungsfehler aufgefallen, die nicht dem chinesischen Kontext entsprechen. Die beiden Romanteile, die hier in einem Buch hintereinander gestellt wurden, behandeln geschickt die Frage wie der Kleinbürger alleingelassen vom Staat mit dem Kapitalismus bzw. im zweiten Teil mit dem Kommunismus umgehen und sich in diesen ihre Schlupflöcher suchen. Erinnert hat es mich dabei immer wieder mit seiner derben Sprache an die Werke von Charles Bukowski. Man könnte also sagen Wang Shuo ist eine Art chinesischer Bukowski (oder Bukowski ist eine Art amerikanischer Wang Shuo).
Lesenswert! Mit der Einschränkung, dass Leser, die China nicht kennen und noch nie dort waren, wahrscheinlich nichts damit anfangen können.



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